Facharztbehandlung ohne Überweisung, Einzelzimmer in der Klinik und ein individuell vereinbarter Leistungskatalog machen die private Krankenversicherung attraktiv. Knapp 9 Millionen Deutsche sind privat krankenversichert. Besonders für gut verdienende Arbeitnehmer ist diese Variante interessant, denn in jungen Jahren sind die Beiträge deutlich niedriger als bei der gesetzlichen Krankenkasse. Der Grund liegt in der Umlagenfinanzierung der GKV, die auf de Prinzip der Solidargemeinschaft beruht. In der privaten Krankenkasse handelt jeder Versicherte seinen Vertrag individuell aus und entscheidet sich für einen auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Leistungskatalog.
Wer kann sich privat versichern?
Der Zugang zur privaten Krankenversicherung steht nicht allen Personen offen. Einkommensunabhängig können sich folgende Berufsgruppen versichern:
- Selbstständige
- Freiberufler
- Studenten
- Beamte
Sobald sich Vertreter dieser Berufsgruppen von der Versicherungspflicht befreien lassen, kann der Wechsel in die PKV erfolgen. Darüber hinaus können auch Arbeitnehmer, die sich in einem sozialversicherungspflichtigen Angestelltenverhältnis befinden, in die private Krankenversicherung wechseln. Voraussetzung dafür ist das Überschreiten einer Jahreseinkommensgrenze, die derzeit bei 56.250 Euro brutto liegt. Die Entgeltgrenze wird in unregelmäßigen Abständen angepasst, wobei die durchschnittliche Einkommensentwicklung in Deutschland zugrunde gelegt wird. Personen, die nach einer Anpassung wieder unter die Bemessungsgrenze fallen, sind verpflichtet, wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zu wechseln.
Beitragsermittlung bei der privaten Krankenversicherung
Die Höhe der Beiträge hängt bei der privaten Krankenversicherung nicht vom gesetzlich festgelegten Prozentsatz, sondern vom Alter und vom gewählten Leistungsumfang ab. Jeder Versicherungsnehmer handelt mit der Kasse einen individuellen Vertrag aus, in dem die einzelnen Leistungen definiert werden. Darüber hinaus spielt der Gesundheitszustand der Versicherten eine Rolle. In der Regel verlangen die Krankenkassen vor der Aufnahme eine Gesundheitsprüfung. Bei schwerwiegenden Vorerkrankungen kann der Antrag abgelehnt werden oder es wird ein Aufschlag auf die monatliche Versicherungsprämie fällig. Mit zunehmendem Alter steigen die Beiträge in der privaten Krankenversicherung. Grund dafür sind steigende Kosten bei der Gesundheitsversorgung. Um langjährig Versicherten trotzdem akzeptable Beitragssätze bieten zu können, bilden die Krankenkassen Altersrückstellungen. Wer in Erwägung zieht, aus Kostengründen im Alter die Krankenkasse zu wechseln, verliert den Anspruch auf die Rücklagen.
Leistungspakete bei der privaten Krankenversicherung
Der Leistungsumfang bei der PKV ist deutlich größer als bei den gesetzlichen Krankenkassen. Versicherungsnehmer können unter anderem die Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie Kostenerstattungen für Sehhilfen, Zahnersatz, homöopathische Heilbehandlungen, physiotherapeutische Maßnahmen und Medikamente im Vertrag verankern lassen. Die meisten Leistungen bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen nicht oder nur teilweise. Zusatzleistungen müssen in diesem Fall über Zusatzversicherungen abgedeckt werden. Beitragssenkungen sind bei der privaten Krankenversicherung möglich, wenn bestimmte Wahlleistungen nicht vertraglich fixiert werden. Wer beispielsweise bei einem Krankenhausaufenthalt kein Einzelzimmer benötigt, kann durch einen Verzicht auf diese Leistung Geld sparen. Die Leistungspakete sind nach Tarifen gestaffelt, wobei der Basistarif in der PKV dem Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen entspricht.
Private Krankenversicherung ohne Selbstbeteiligung
Großen Einfluss auf die Höhe der Beiträge hat die Selbstbeteiligung. Die Versicherungsprämien fallen bei einem Vertrag ohne Selbstbehalt deutlich höher aus, als bei einer privaten Krankenversicherung mit Selbstbeteiligung. Die meisten Krankenkassen lassen den Versicherten frei Wahl bei der Auswahl der Höhe. Freiberufler und Selbstständige, die selten krank sind und die PKV vornehmlich als Risikoschutz betrachten, profitieren mit einer jährlichen Selbstbeteiligung zwischen 300 und 600 Euro von günstigeren Beiträgen. Für Arbeitnehmer lohnt sich die Selbstbeteiligung hingegen kaum. Bei dieser Berufsgruppe beteiligt sich der Arbeitgeber anteilig an den Beiträgen, während der Versicherungsnehmer den Selbstbehalt aus eigener Tasche zahlen muss. Ein Wechsel in einen Tarif mit höherer Selbstbeteiligung ist bei der privaten Krankenversicherung jederzeit möglich. Schwierig wird es, wenn ein Wechsel in einen Tarif mit niedrigerer Selbstbeteiligung angestrebt wird. Unter Umständen wird dann eine erneute Gesundheitsprüfung fällig.
PKV beim Auslandsaufenthalt
Krankenversicherungsschutz ist nicht nur im Inland wichtig. Wer sich im Rahmen einer Urlaubsreise oder aus geschäftlichen Gründen im Ausland aufhält, benötigt ebenfalls Versicherungsschutz. Ob und auf welche Länder sich der Schutz durch die private Krankenkasse erstreckt, erfahren Versicherungsnehmer bei ihrem Anbieter. Häufig gilt der Schutz auch bei einem Auslandsaufenthalt, wenn ein Zeitraum von 30 Tagen nicht überschritten wird. Übernimmt die Kasse keine Leistungen bei einem Auslandsaufenthalt, empfiehlt sich der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung. Diese kann nur für den Reisezeitraum oder für ein ganzes Jahr abgeschlossen werden. Die Beiträge halten sich in Grenzen und strapazieren das Haushaltsbudget nicht übermäßig. Bereits für weniger als 20 Euro im Jahr können sich Reisende bei einigen Anbietern gegen Krankheit im Ausland versichern.